HTC EVO 3D Android Smartphone

(16.09.2011 00:00 CET)

In den vergangenen Monaten konnte man leicht dem Gefühl erliegen, dass die Ideenlosigkeit der Filmindustrie aufgefangen werden soll durch poliertes Sehgefühl: “3D“ ist in aller Munde. Nicht erst seit James Cameron´s Avatar, aber sicherlich dadurch erst so richtig in den blick des Endverbrauchers gebracht kommen mit Macht 3D-Geräte auf den Markt: Fernseher, Digital- und Videokameras, Spielekonsolen, elektronische Bilderrahmen und vieles mehr kommen auf den Markt, auch wenn der Anwendungsbereich oft eingeschränkt ist.

 

Da war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ein Smartphone mit 3D-Kamera und –Display auf den Markt kam.  LG machte mit dem Optimus 3D den Anfang, und HTC hat jetzt mit dem EVO 3D nachgelegt.

Im Grunde genommen hat HTC das HTC Sensation „aufgepimpt“, denn Display und technische Daten sind weitestgehend gleich. In sofern beleuchtet dieser Test auch mehr die Besonderheiten des EVO 3D. Dessen Aussehen ist – subjektiv betrachtet leider – deutlich anders. Dies fängt an mit der Gorilla-Glas-Oberfläche, auf der unter dem Display die vier Android-Buttons nicht so hübsch unsichtbar wie beim Sensation, sondern durch Kreise um die Symbole recht auffällig kenntlich gemacht sind. Um das Display ist wieder ein Echtmetall-Rahmen, der dem Gerät Gewicht und Qualität verleiht. Im Gegensatz zum Sensation aber ist der Akkudeckel nicht aus Metall, sondern aus geriffeltem Plastik. Dies verleiht dem EVO 3D eine gute Griffigkeit, ohne fingerempfindlich oder billig zu sein. Dieser Rücken setzt allerdings erst in der Mitte des Gerätes an, während er beim Sensation ein wenig erhoben um das Display lag (und somit Schaden vom Display abhalten konnte, wenn das Gerät ein wenig ungünstig abgelegt wird oder herunterfällt).

Auf der Rückseite dann die Doppelkamera (mehr dazu beim Thema 3D) und die doppelte Foto-LED, die per Applikation auch als Taschenlampe verwendet werden kann. Der goldfarbene Rahmen ist auffällig, sicherlich aber auch geschmacksabhängig. Er betont aber ohne Frage die Besonderheit des Geräts. Ebenfalls auffällig ist die Wahl der Knöpfe auf der rechten Seite des EVO 3D: Verzichten viele Geräte heutzutage auf einen separaten Kamera-Button, so ist dieser beim EVO 3D zum einen übermäßig groß und aus mattem Aluminium, zum anderen befindet sich daneben noch ein kleiner Schalter, der die Kamerafunktion von 3D auf 2D umschaltet. Das EVO 3D positioniert sich schon visuell nicht nur als Smartphone, sondern auch als Fotoapparat.

Klares Kernfeature des EVO 3D ist tatsächlich die 3D-Funktionalität, die im Vergleich zum Sensation nur einen geringen Aufpreis (von durchschnittlich 120 Euro) kostet, aber eine Menge Spaß macht. Mit der Fuji W3D gibt es eine relativ kleine 3D-Digitalkamera, aber wie jede separate Digitalkamera hat diese einen Nachteil: Man hat sie nicht immer dabei. Wer also das spürbar höherer Gewicht des EVO 3D akzeptiert, der hat seine Digitalkamera immer mit dabei.

Realisiert wird die 3D-Fotoaufnahme durch zwei Linsen auf der Rückseite des Gerätes, die den Augenabstand simulieren und damit dann ein dreidimensionales Bild zusammensetzen kann. Im Standard wird dieses im MPO-Format (Multi Picture Object) gespeichert, dass die meisten 3D-kompatiblen Wiedergabegeräte lesen können. Spannend dabei: Mein Sony Bravia 3D-Fernseher, der die MPO-Dateien einer Panasonic G3 mit 3D-Objektiv sofort liest und in 3D darstellt, stellt die Bilder des EVO 3D nur in 2D da. Die Speicherkarte in einen Sony 3D Blu-ray-Player eingelegt schaltet den Fernseher sofort in den 3D-Modus… auch wenn die Dateien sich vom Format und den Daten, die man auslesen kann, nicht unterscheiden.

Der wirkliche Reiz des EVO 3D besteht aber nicht alleine aus der Kamera, sondern aus der Kombination mit dem Display, das ohne Brille Bilder und die Foto-Voransicht echt dreidimensional anzeigt. Der Blickwinkel ist relativ eng, man benötigt einen Moment, um das Display richtig auszurichten, dann aber ist der Effekt absolut faszinierend und steht dem der Fuji-Kamera oder des Nintendo 3DS um nichts nach. Die Qualität der 3D-Bilder ist hervorragend, auch auf einem 46 Zoll-Fernseher ist der 3D-Effekt deutlich sichtbar und fügt den Bildern (man verzeihe mir den Wortwitz) eine zusätzliche Dimension hinzu. Wer parallel dazu eine „echte“ 3D-Kamera oder ein 3D-Objektiv verwendet, der kann die MPO-Dateien auf die Speicherkarte kopieren und das EVO 3D als 3D Bilderrahmen verwenden. Hier ist die optionale Tischstation von HTC als Zubehör empfehlenswert.

Im Gegensatz zu den diversen 3D-Kameras speichert das Gerät kein zusätzliches 2D-JPG ab, jedes Bild kann aber separat als JPG gespeichert werden. Auch für die Nutzung in Facebook, Twitter und anderen Services ist kein Zusatzschritt nötig, denn beim Senden konvertiert das EVO 3D die Bilder automatisch herunter. Die 2D-Bildqualität ist allerdings leider unter dem Durchschnitt: Die Farben sind blass, die Schärfe lässt ein wenig zu wünschen übrig, hier ist das HTC Sensation sichtbar besser.

Der 3D-Schalter hat neben dem Festlegen, ob ein Bild in 2D oder 3D aufgenommen wird noch eine für den allgemeinen Betrieb wichtige Auswirkung: Im 3D Modus verbraucht das Gerät technisch induziert deutlich mehr Strom, in sofern sollte dieser nur dann genutzt werden, wenn man ihn auch benötigt. Auch bei ausgeschaltetem 3D-Modus werden 3D-Inhalte trotzdem in 3D dargestellt.

Im Gegensatz zu einigen anderen Geräten filmt das EVO 3D auf Wunsch auch Videos in 3D im MPEG-Format und gibt diese einwandfrei auf dem Display aus, die Dateien sind aber – zumindest auf den Sony-Geräten – nicht in 3D abspielbar, sondern „Side by Side“, also beide Bilder nebeneinander. Ob hier das optionale MicoUSB-HDMI-Kabel (das noch nicht verfügbar ist) Abhilfe schafft, ist noch nicht testbar gewesen.

HTC Watch, der gerade startende Film-Shop von HTC, ist momentan noch relativ leer, allerdings sind schon einige Trailer mit auf der 8GB  Speicherkarte des Gerätes, und vor allem Green Hornet in 3D ist dazu geeignet, einem Jeden, der es sehen will (oder auch nicht) die Kinnlade herunterfallen zu lassen. Ist der Service erst einmal in Schwung gekommen, dann sind hier Filme sowohl zu leihen (aktuell für um die 3 Euro) als auch zu kaufen (für aktuell 9 bis 13 Euro). Die Verbreitung von HTC-Geräten lässt hoffen, dass das Angebot schnell erweitert werden wird.

Spaß macht der Akku: die 1730 mAh halten das Gerät bei moderater Nutzung und bestehender Datenverbindung via UMTS zum Exchange-Server gute zwei Arbeitstage in Betrieb, da kann das HTC Sensation nicht mithalten.

Preis:

Ca. EUR 530,- bei Amazon.

Fazit:

Wer ein Android-Gerät sucht, das in der Hemdtasche kaum auffällt, der könnte mit dem EVO 3D eine Herausforderung erleben, denn sowohl die Dicke als auch das Gewicht tragen der 3D-Funktionalität Rechnung. Im Gegenzug liegt das Gerät gut in der Hand, und in der Nutzung ist es beileibe nicht so, dass es als zu schwer oder zu unhandlich angesehen werden muss. Das 4,3 Zoll-Display mit seiner qHD Auflösung von 960 x 540 Bildpunkten ist ein Augenschmaus, das besonders beim Ansehen von Bildern und Videos und beim Surfen im Internet  seinesgleichen sucht.

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